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AutorenbildJulia Ramos

Schwieriges Thema: Der Patient weiß Bescheid

Der Februar steht im Thema der schwierigen Themen anzusprechen. Da es sehr viele verschiedene Themen gibt, auf die ich nicht alle eingehen kann, möchte ich für den Februar folgende Einteilung vornehmen: Inwieweit weiß der Patient bereits Bescheid?

Dabei unterteile ich die Blogbeiträge nach:

-       Der Patient weiß Bescheid (das kann eine schwere Diagnose, oder auch schlechte Prognose vom Arzt sein)

-       Der Patient vermutet etwas (entweder, weil ihm das Thema bekannt ist, oder weil er es im Internet recherchiert hat)

-       Der Patient ahnt nichts (vielleicht sind Werte auffällig, oder seine Anamnese lässt auf einen erstzunehmenden Gesundheitszustand schließen)

-       Es geht um einen Angehörigen (sehr wahrscheinlich ist dem Patient hier mehr bewusst, aber es kann sein, dass er die Augen noch vor der Realität verschließt)

 

Natürlich kann ich nur die wichtigsten Aspekte anschneiden, wenn du also tiefergehende Fragen hast, dann melde dich gerne bei mir. Entweder per Mail auf julia@lebedeinenkundentraum.de oder per DM auf Instagram, dort findest du mich unter julia_ramos_mentoring

 

Wenn der Patient bereits Bescheid weiß, dann geht es weniger darum, dass man die Thematik in sein Bewusstsein bringen muss. Sondern es geht darum, dass der Patient den Raum bekommt, die Nachrichten anzunehmen.

 

Ein gutes Vorgehen in diesem Fall ist es, einfühlsame Fragen zu stellen und Gesprächspausen auszuhalten. Ich verstehe, dass man bei gewissen Themen am liebsten die ganze Zeit sprechen würde, und nach Möglichkeit auf das Positive zu lenken. Das ist auch völlig in Ordnung, allerdings kommt es sehr stark auf das Timing an.

Die Frage: „Wie geht es Ihnen mit der Diagnose?“ kann beim Patienten einen Wirbelsturm an Gedanken verursachen, der sich erstmal legen muss, bevor er antworten kann.

Wenn der Patient nicht anfängt zu sprechen und man sehen kann, dass er mit sich am kämpfen ist, dann hilft es zu sagen: „Das ist eine schwere Situation, nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen.“

 

Ein ganz wichtiger Hinweis, den ich immer wieder betone: Niemals Gefühle validieren, die noch nicht genannt, bzw. erläutert wurden. Solltest du die spezielle Situation deines Patienten nicht selber erlebt haben, dann kannst du nicht wissen, wie es sich anfühlt.

 

Gib deinem Patieten den Raum, dass er traurig, wütend oder niedergeschlagen sein kann. Wenn er sich dir öffnet, dann höre vorurteilsfrei zu und stelle Fragen nur zum Verständnis.

In aller Regel wird er dich nach einer kurzen Zeit um deinen Rat, oder deine Einschätzung der Situation bitten.

Jetzt ist der Moment gekommen, in dem du entweder mehr Fragen stellen kannst, wenn du mehr wissen musst, oder in dem du deine Gedanken teilen kannst.

Ich möchte dir gerne ans Herz legen, in solchen Sitautionen vermehrt mit Fragen zu arbeiten.

Das kann so aussehen: Der Patient hat gerade fertig geredet und möchte jetzt von dir wissen, was er tun kann.

„Liebe Frau Patientin, ich kann mir nur vorstellen, wie sehr Sie diese Prognose mitgenommen hat. Ich bin sehr froh, dass Sie Ihren Weg zu mir gefunden haben. Bevor ich meine Meinung teile, möchte ich gerne wissen, was ist denn Ihre Vorstellung von dem, was Sie tun können? Hat Ihr Arzt zu etwas geraten? (Wenn ja, mit welcher Begründung?)“

 

Auf diese Weise signalisierst du, wie sehr du bei deiner Patienten dabei bist, und holst sie selber mit ins Boot. Im besten Fall hat sie Ideen, auf denen du aufbauen kannst. Im ‚schlechtesten‘ Fall sind ihre Ideen die Grundlage für deine Vorschläge.

 

Schwierige Themen anzusprechen ist meistens deswegen eine große Herausforderung, weil man den Raum für seinen Gegenüber halten muss, in unschönen Gefühlen und Gedanken sein. Es ist normal, dass man diesen Zustand so schnell wie möglich lösen möchte. Für den Patienten ist es allerdings sehr wichtig, dass er jemanden hat, mit dem er seine Gefühle und Gedanken aushalten kann. Bei Familien und Freunden fühlt man sich sehr oft nicht in der Lage, sich so verwundbar und offen für Hilfe zu zeigen.

Du bist also in einer sehr besonderen Positionen, denn du darfst und kannst einen Raum halten, aus dem Gutes erwachsen kann.

 

Allerdings ist es auch sehr menschlich, dass du dich mit so einer Situation unwohl fühlst.

Hast du selber die Möglichkeit, dich bei jemandem auszusprechen? Vielleicht in einer Supervisions-Gruppe? Oder bei einem Kollegen/ einer Kollegin? Natürlich immer darauf bedacht, Stillschweigen über die Identität deines Patienten zu halten.

Falls du das noch nicht hast, schaue dich gerne mal nach so einer Gruppe zum Austausch um. Oder gründe mit Kollegen selber eine.

 

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, aber es für dich noch mehr in die Tiefe hätte gehen können, dann lade ich dich ein, dir meinen Podcast anzuhören. Dort erzähle ich mehr zu dem Monatsthema wie man schwierige Themen anspricht. Entweder du klickst auf den Button „Podcast“, der leitet dich zu Spotify, oder du gehst zu deinem bevorzugten Anbieter für Podcasts und suchst nach „Let’s talk about conversation by Julia“.

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